Was es bedeutet, zur Schule zu gehen von B. Schlenker

Ein paar schlaue Leute haben mal zu mir gesagt: "Schlenker, wenn Du erstmal im Berufsleben stehst, wirst Du Dir wünschen, Du könntest wieder zur Schule gehen."
Diesen Wunsch verspüre ich manchmal jetzt schon. Sicher, ich habe - wie die meisten anderen aus dem 13. Jahrgang sicherlich auch - erstmal die Schnauze voll von Schule. Man sieht jeden Tag die gleichen Leute - Schüler wie Lehrer -, von denen einen viele so langsam aber sicher anöden; man lernt nahezu immer das gleiche nervtötende Zeug, und das Tag für Tag, kurz gesagt, man sieht sich selber nur zu gerne schon mit abgeschlossenem Abitur in einem anderen Umfeld. Björn Schlenker
Andererseits - wenn ich so zurückblicke - sehe ich doch noch sehr klar (als wäre es gestern gewesen), was alles während meiner Schulzeit gelaufen ist. Da ich die 7. Klasse wiederholt habe, bin ich am Ende 10 Jahre auf die AHS gegangen, ich habe den 1. Teil meiner Jugend hier verlebt, den 2. teil habe ich auf der Uni noch vor mir (mal sehen, wo der 3. sein wird). Die ganze Zeit über bestand die Schule für mich hauptsächlich aus Spaß, Fuck for Lernen und Hausaufgaben, das bieg’ ich schon irgendwie hin, habe ich mir immer gedacht. Natürlich, je älter ich wurde, desto mehr habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was ich mal machen soll, wenn die Schule vorbei ist, doch habe ich stets danach gelebt, nicht zur Schule zu gehen, um Wissen anzuhäufen, sondern um einen passablen Abschluß zu machen, damit später das Leben auch noch Spaß macht (Knete, toller Job). Diese Einstellung fand einen idealen Nährboden ab der 9. Klasse (im Alter von 16), da hier Zigaretten, Bier und Flattermänner einem in Massen zulachten. "Rauch’ mich", "trink’ mich" schienen diese lieblichen Geschöpfe im Chor zu singen, wer mochte da noch ans Lernen denken. So machte das Leben gleich doppelt Spaß: Freitags den Morgen über die Leute verarschen und blöde Sprüche klopfen, abends dem Hirn mal richtige Nahrung geben und den Rest des Wochenendes im Delirium durch die (geistige Um)Nacht(ung) stolpern (das kam besonders gut, wenn man wußte, daß man die Schule auch so recht locker packen konnte).
Die Oberstufe brachte durch die Auflösung des Klassenverbandes ein noch lockereres Feel’ für mich, ich wollte nur noch durchs Leben jumpen. Das Motto lautete nur noch:

Pimpern, saufen,
Maul aufreißen,
und auf die Regierung scheißen,
huren, fixen, Poker spielen,
unter alle Röcke schielen
(Kleines Arschloch)

Dazu war die Schule auch bestens geeignet, schließlich hat man als Schüler eine Menge Sicherheit, in der man sich wiegen kann, während man seinem eigenen Stil folgt.

("Wir trampeln durchs Getreide, wir trampeln durch die Saat;
Hurra, wir verblöden, für uns bezahlt der Staat")

Was ich hiermit sagen will, ist, daß man niemals - später genauso wenig wie jetzt - seine Jugend vergessen sollte, wenn man schon erwachsen werden muß oder unbedingt will.
Für mich gilt das sowieso nicht, da ich nicht vorhabe, noch groß erwachsen zu werden. Ich habe keinen Bock, daß mir mit 30 schon der Sargdeckel ins Gesicht fällt, weil ich zu einem mentalen Schlipsträger geworden bin. Also: Heiratet nicht zu früh, macht öfter mal richtigen Müll und besinnt Euch des öfteren auf Eure Wurzeln: Jugend ist der Schlüssel zum Leben.

Björn Schlenker
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